Brammer-Stuhtmann

Zur Geschichte der Familien Stuhtmann und Brammer in Raven, Etzen und Eyendorf

Stuhtmanns kommen aus Amelinghausen vom „Glockenhof“; dort aber schreiben sie sich „Studtmann“ (mit „dt“).

1796 kaufte J. F. Studtmann den Ravener Hof.

Der letzte männliche Stuhtmann in Raven war Gustav Stuhtmann. Er hatte 5 Geschwister (Wilhelmine, verh. Voß in Scharmbeck; Meta, verh. Cohrs („Beetenbuhr“) in Putensen; Julius der nach Arendorf geheiratet hat,  Karl (Soderstorf) und Heinrich (Eyendorf). Da er der älteste der Söhne war, musste er den Hof übernehmen.

Er und seine Frau Emma, geb. Wolter – sie haben am 5.11.1905 geheiratet – haben den Hof bis 1949 bewirtschaftet. Ihre Tochter Käte ist 1924 im Alter von 17 Jahren verstorben.

Gustav und seine Geschwister sowie deren Ehepartner und Kinder haben sich regelmäßig auf dem elterlichen Hof in Raven getroffen. Auf dem 60 qm (!) großen Flur wurde an einer langen Tafel Kaffee getrunken und natürlich Zungenragout gegessen. Die Männer gingen dann in ein Zimmer, um Doppelkopf zu spielen, die Frauen klönten.

Diese Sitte behielt auch Ursel bis in die frühen 70er Jahre bei, wenn sie ihre Eltern, ihre Onkel und Tanten, ihre Cousins und Cousinen einlud zum „Stuhtmann-Scheiten“ (Stuhtmann-Schießen), wie Helmut diese Treffen nannte, weil er meinte, es kämen so viele Leute wie auf einem Schützenfest zusammen.

 

Die Meyers bewirtschafteten den Hof bis 1796. Drei Brüder, so weiß die Chronik, haben sich bis zuletzt gestritten, und sie haben einander daran gehindert zu heiraten. So war denn die Nachfolgefrage ungeklärt, als sie alt wurden.

Johann Friedrich Christoph Stuhtmann aus Amelinghausen (heute „Glockenhof„) kaufte 1796 den Hof und verpflichtete sich im Übergabevertrag, die drei zerstrittenen Meyer-Brüder „zu Tode zu pflegen“, also sie bis zu ihrem Tode zu versorgen.

Sein Sohn Johann Friedrich Christian, in eben dem Jahre 1796 geboren, tritt sein Erbe an.
Als die im „Ravener Rezeß“ durch die Verkoppelung die Äcker neu verteilt werden, bekommt Stuhtmann seine Äcker und Waldstücke in einem etwa 400 Morgen großen zusammenhängenden Stück, dazu die Brandwiese und die Bassenkuhle. Der Hof gilt als der am besten arrondierte im gesamten Landkreis Harburg.

Ihm folgt Heinrich August Friedrich Stuhtmann (1832-1909). Der hatte 6 Kinder:
Marie Wilhelmine Dorothee (*26. März 1866), die in die Ziegelei Voß nach Scharmbeck heiraten wird;
den Hoferben Heinrich Friedrich Gustav (*8. Mai 1868, † 6. Juli 1956);
Karl Hermann Heinrich (29.20.1870), der 1902 nach Soderstorf heiraten wird;
Meta Marie Alwine (14. August 1874), die am 14. April 1899 den Landwirt Peter Heinrich Karl Cohrs in Putensen heiratet; der heißt nach der Hofstelle „Beernbur“ (Mein Vater sagte als Kind: „Ick woll so väl Geld hebben, att ick betalen kann as Beernbur“ / „Ich möchte so viel Geld hjaben, dass ich wie Beernbuur bezahlen kann.“);
Heinrich Hermann Julius (*21. August 1877), der nach Arendorf heiratet;
Johannes Heinrich August (1880-1962), der Ella Völker aus Eyendorf heiratet und dort Landwirt wird.
Sie haben zwei Töchter, Magdalena/“Matti“ und Ursula/Urschen/Uschi/Ursel. „Matti“ heiratet 1946 Dietrich Ellerbruch; heute bewirtschaftet ihr Sohn Heinz-Dieter den Hof. Ursula wird 1946 „na ’n Raber Hoff“ / „auf den Ravener Hof“ gehen.

Gustav Stuhtmann und Emma Wolter heiraten im November1905. Ihre Tochter Käthe kommt am 1. November 1906 zur Welt. Sie geht zunächst auf das Lyzeum in Lüneburg, ist aber schon früh kränklich und muss dann auf dem Hof von Hauslehrern unterrichtet werden – in der „Schulstube“ im Obergeschoss.

Nach einer schweren Herzkrankheit infolge Akromegalie stirbt sie am 16. Juni 1924 im Alter von 17 Jahren. Ihre Mutter Emma wird seither nie wieder andere als schwarze Kleidung tragen.

Gustav Stuhtmann war der erste der vier Stuhtmann-Söhne seiner Generation. Er wäre im Gegensatz zu seinen drei Brüdern lieber nicht Landwirt geworden. Allein, die Tatsache, dass er der erste Sohn war, zwang ihn aber dazu. So unerbittlich waren damals die ungeschriebenen Gesetze der Erbfolge. Die Alten erzählen: „Stuhtmannsbur und de ool Thansemeyer hebt dann‘ ganzen Dach vör de Missendöör säten und häbbt logn“. /  „Stuhtmannsbauer und der alte Thansemeyer haben den ganzen Tag vor der Missentür gesessen und haben gelogen (also sich alle möglichen Geschichten erzählt“. Gustav reitet in Luhmühlen, wo er zu den Mitbegründern des Reitervereins zählt, unterhält eine Hundezucht und züchtet Pferde. Er hat auf diesem Gebiete deutschlandweite Anerkennung gefunden.

Gustav hält den Hof am Leben, in einer Art „Dornröschenschlaf“ – keine technischen Neuerungen, keine Investitionen, keine großen Bemühungen um Acker und Vieh: „Als ich 1949 anfing, haben wir kirschengroße Kartoffeln geerntet. Im Stall standen man drei Kühe, viel zu wenig für so einen Hof“, erzählt sein Nachfolger, Helmut Brammer sen. Aber Gustav verkauft auch nicht einen Quadratmeter Land – die Substanz des Hofes bleibt erhalten. Die Nachfolgefrage wird drängend. Aber der Krieg zögert zunächst jede Lösung hinaus. 1946 dann geht er nach Eyendorf zu seinem Bruder Heinrich und fragt, ob er „Urschen“, damals 25 Jahre alt, adoptieren könne, sie an Kindes Statt annehmen, damit sie seine Erbin werden könne. Nach einigem Zögern willigt sie ein.

Im Oktober 1946 wird der Hof auf Ursula Stuhtmann überschrieben. „Seuk Di ’n düchtigen Buern“, soll Gustav gesagt haben, „such‘ dir einen tüchtigen Bauern“. So kommt es auch.

„Man schrieb das Jahr 1911. Deutschland in Frieden, Wohlstand und Glück. Da kamen am 20. September in Nebens Gasthaus zu Luhmühlen 24 Männer zusammen, die von dem einen Gedanken beseelt waren, einen Zweig des landwirtschaftlichen Betriebes, die Pferdezucht, aktiv in ihren Betrieb einzuschalten. Die kurze Aussprache, die der Gründung des Pferdezuchtvereins Lüneburger Geest voraufging, ließ erkennen, daß man freudigst und bereitwilligst die Tat aufgriff. Die vorgenommenen Wahlen zum Vorstand hatten folgendes Ergebnis:  1. Vorsitzender Gutsbesitzer Heinrich Jagau, Garlstorf*; 2. Vorsitzender Gutsbesitzer W. Funcke, Etzen; weiterhin gehörten dem Vorstande an die Hofbesitzer J. H. Putensen, Toppenstedt;  G. Främbs, Döhle; Thiede, Eyendorf;  G. Stuthmann, Raven;  G. Müller, Soderstorf;  P. Benecke, Westergellersen und Gutsbesitzer Heinrich Vogt, Rehrhof. Zum Schriftführer wurde A. Stein, Garlstorf, gewählt.“
(Harburger Kreiskalender. Ein Heimatbuch auf das Jahr 1959, S. 103)

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