Brammer-Stuhtmann

Zur Geschichte der Familien Stuhtmann und Brammer in Raven, Etzen und Eyendorf

In dem Faltblatt, das um 2002/2003 in der St. Martins-Kirche in Raven für Besucher auslag, heißt es über die Kirche:

Schon von weither leitet uns die Kirchturmspitze nach Raven zur gotischen Backsteinkirche St. Martin aus dem 15. Jahrhundert, an die der Turm um das Jahr 1600 angesetzt worden ist.

Wir betreten das Kirchenschiff. Es ist von schlichter architektonischer Schönheit. Aber durch die Jahrhunderte mußte das Gebäude gestützt und ausgebessert werden, wie an dem abgeflachten Gewölbe zu sehen ist.
Die letzte Sanierung wurde jetzt, 1988 bis 1990, unter der Leitung von Dipl. Ing. Bernhard Brüggemann, unternommen. Durch Zementeinpressungen der voraufgehenden Renovierung 1961 hatten sich „Treibmineralien“ gebildet, die die Mauern zu sprengen drohten. Deshalb wurden nun die Fundamente, die Strebepfeiler und weitgehend auch die Außenmauern – unter Verwendung der alten Feldsteine und neuer Ziegel im früheren Format – neu aufgeführt. Die Gewölbe wurden nur ausgebessert und, wie schon einmal im Jahre 1692, durch Zuganker gesichert. Fenster und Türen erhielten die alte gotische Spitzbogenform. So bietet sich das Gotteshaus in schön renoviertem Kleid dar.

Entdeckt wurden bei den Bauarbeiten Grundmauerreste einer früheren rechteckigen Feldsteinkirche mit Chor und Turm, etwa aus der Zeit um 1200. Das jetzige Gotteshaus entstand zwischen 1400 und 1425 um die Reste des alten herum.
Der Mittelpunkt der Kirche ist sicherlich der mittelalterliche Schnitzaltar. Wir sehen vor mattgoldenem Grund sechs Figuren aus dunklem Eichenholz stehen: in der Mitte Maria und Christus, beide auf dem Thron der Ewigkeit. Ihnen zur Seite stehen links Johannes mit dem Kelch und Petrus mit dem Schlüssel, rechts Paulus mit dem Schwert und Jakobus mit Pilgerhut, Pilgertasche und -stab. Diese ausdrucksvollen Altarfiguren werden Hans Snitker dem Älteren in Lüneburg zugeschrieben (ca. 1430). Aus Oberammergau stammt der Kruzifixus auf dem Altartisch. Er erinnert uns daran, daß Christus nur auf dem Weg des Gehorsams und des  Leidenszu seiner Macht über die Herzen gelangt ist.

Die Kanzel rechts vom Altar, mit dem wuchtigen Schalldeckel, ist ein Kunstwerk aus dem 16. Jahrhundert. Wenden wir uns jetzt in Richtung Turm, so fällt unser Blick, rechts in einer flachen Mauernische, auf ein Bild des Namenspatrons der Kirche. Die Lüneburger Künstlerin Ingeborg Mund hat (1989) den Hl. Martin dargestellt, wie er seinen Reitermantel mit einem Bettler teilt.
Im Gottesdienst um 10 Uhr und in Andachten sind die Klänge der Orgel zu hören, die Klaus Becker aus Kupfermühle 1965 gebaut hat. Die Orgelempore ruht auf drei unregelmäßig Mauerbögen und wird von einer verzierten Holzbrüstung abgeschlossen. Unten ist diese durch einen Fries von fratzenhaften Gesichtern (das sind wohl die besiegten Dämonen) geschmückt.
Das älteste Kunstwerk der Kirche ist die eine der beiden Glocken hoch oben im Turm. Meister Ulricus hat sie 1309 gegossen. Diese und die von 1697 begleiten die Lebenden zum Gottesdienst und die Toten zur letzten Ruhe auf dem unterhalb der Kirche gelegenen „Kirchhof“.
Was auf der großen Glocke steht, ist noch heute das Gebet der Gemeinde:

O REX GLORIAE, VENI CUM PACE!
O König der Herrlichkeit, komm mit Frieden!


> Mehr über die Kirche in einer Hausarbeit von Irmhild Lüthge aus dem Jahre 1951 (bitte klicken)

> Aus der Schulchronik Raven: Das Kirchengebäude

> Liste der nachreformatorischen Pastoren

Der Innenraum in seiner schlichten Anmut

Der Innenraum in seiner schlichten Anmut

Das Gewölbe mit dem Schlussstein in der Mitte.

Das Gewölbe mit dem Schlussstein in der Mitte.

Wozu das Loch neben dem Schlussstein diente, ist nicht überliefert. Früher wurde in Anekdoten erzählt, der Pastor habe gesagt, dass der Heilige Geist ja auch hineinkommen müsse.

Die waagerechten Metallbänder dienen der Stabilisierung der Außenmauern.
Wozu das Loch neben dem Schlussstein diente, ist nicht überliefert. Früher wurde in Anekdoten erzählt, der Pastor habe gesagt, dass der Heilige Geist ja auch hineinkommen müsse.

„Der Mittelpunkt der Kirche ist sicherlich der mittelalterliche Schnitzaltar.“  

„Links neben Maria und Christus, die beide Kronen tragen und auf einer Bank sitzend dargestellt sind, Christus mit der Weltkugel in der linken Hand, die rechte segnend erhoben, stehen die Apostel Petrus und Johannes, der eine mit dem symbolischen Schlüssel, der andere mit dem Kelch als Attribut. Rechts schließen sich der schwerttragende Paulus und Jakobus mit der Muschel in der Hand an. Vor allem die kraftvolle Petrusfigur fasziniert den Betrachter, weil sie bei aller Strenge der Formen so stark im Ausdruck ist. Aber auch alle übrigen Gestalten, vor allem noch die Maria, zeichnen sich durch klare, reine Formen aus und wirken dabei äußerst lebendig. Schon der Faltenwurf der Gewänder ist so schön, daß der Blick immer wieder dahin zurückkehrt.“ (Winsener Anzeiger, 9./10. Dezember 1961)

„Wir sehen vor mattgoldenem Grund sechs Figuren aus dunklem Eichenholz stehen“:

„Maria und Christus, beide auf dem Thron der Ewigkeit“

„Johannes mit dem Kelch und Petrus mit dem Schlüssel“

„Paulus mit dem Schwert und Jakobus mit Pilgerhut, Pilgertasche und -stab“

„Die Kanzel … mit dem wuchtigen Schalldeckel ist sie ein Kunstwerk aus dem 16. Jahrhundert.“

„Die reich mit Ornamenten ausgestattete Kanzel … stand ursprünglich in der Lüneburger Kapelle des Hospitals zum Heiligen Geist. Dort war sie von 1564 bis 1603 die Kanzel des Pastors Johannes Polzenius. Als danach sein Sohn Georg Pastor in Raven wurde, gaben die Lüneburger ihm die Kanzel seines Vaters mit. Von ihr hat Georg Polzenius in Raven sogar 42 Jahre gepredigt.“ (WA oder LZ, 23.09.1987))

„Die Orgelempore ruht auf drei unregelmäßigen Mauerbögen und wird von einer verzierten Holzbrüstung abgeschlossen.“

Das Schnitzwerk weist auf das Jahr der Errichtung der Empore hin: 1601 (ANNO DNI – „Im Jahre des Herrn“).

An der Empore ist rechts unten eine Widmung für Pastor Bolte angebracht: Johann Bolte, Pastor dieser Kirche

„Grundmauerreste einer früheren rechteckigen Feldsteinkirche mit Chor und Turm, etwa aus der Zeit um 1200“

Die Fotos sind 2003 entstanden (privat).

 

Kirche und Pfarrstelle zu Raven sind sehr alt. Schon in einer Urkunde aus dem Jahre 1281 werden Pflichtabgaben der Kirche zu Raven erwähnt. Auch geht aus dieser Urkunde hervor, daß, es schon damals einen „plebanus“, einen „Leutpriester“ in Raven gegeben hat.

Die Namen der nachreformatorischen lutherischen Pastoren sind folgende:

1529-1532 Heinrich Otte aus Thansen bei Raven;

1532-43 Ludolph Schmitt (Smedt);

1543 Johannes Schröder;

1573-1577 Nikolaus Bonenkamp, der abgesetzt wurde und im folgenden Jahre starb;

1577-1607 Johannes Bolte;

1607-1614 Johann Bolte, Sohn und Nachfolger seines Vorgängers, auch in Raven geboren;

1614-1656 Georg Bolschenius oder Polzenius, Sohn eines Pastors in Lüneburg, gestorben in Raven;

1656-1686 Gottfried Fritsch aus Dresden oder Meißen;

1687-1707 Nikolaus Gottfried Fritsch, in Raven geboren, Sohn und Nachfolger seines Vorgängers;

1707-1721 David Christian Danielis, Pastorensohn aus Scharnebeck, kam von Raven als Gamisonprediger nach Celle;

1722-1756 Christian Ernst Metzendorf, Pastorensohn aus Lüneburg;

1756-1775 Friedrich Alexander Luprian, aus Thüringen stammend, wurde seinem Schwiegervater kurz vor seinem Tode als Hilfsgeistlicher beigegeben;

1775-1784 Johann Gottlieb KahIe, Sohn eines reitenden Försters aus Burgdorf;

1784-1795 Johann Christian Mück, Sohn eines Schmiedeamtsmeisters aus Heilbronn. war zuvor Rektor in Dannenberg gewesen;

1795-1840 Karl Johann Bertram, Sohn eines Rektors aus Gifhorn, gest. 29. September 1840;

1841-1859 Alexander Franz Heinrich Adolf Oehme, war zuvor Pastor m Wahrenholz und später Pastor in Kolenfeld;

1858-1887 Eduard Alfred Christoph Halven, Pastorensohn aus Leese, als Emeritus In Raven am 3. Oktober 1889 gestorben;

1888 bis 1917 Ludolph Wilhelm Becker, Sohn eines Pastoren aus Römstedt, gest. am 27. März 1917 in Winsen (Luhe);

1917 bis 1934 August Kar! Eduard Fritz Jacobi, Pastorensohn aus Winsen (Luhe), gestorben im vergangenen Jahr (1953) im Ruhestand in Lüneburg;

1936-1952 Hartwig Otto Fritz Siburg, Kaufmannssohn aus Hamburg

1952-1966 Friedrich Helmke

1966-1995 Werner Bohlen

1995 – … Silke Idecker

Quelle: Sonntagsglocken. Heimatblatt für den evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Winsen (Luhe), 6. Jahrgang, Nr. 11, Sonntag, 13. Juni 1954 (Trinitatis)

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